FRANZISKA ZIMMA

"D'MAMA HOD AN TASCHENTICK"

Das ist keine Diagnose, sondern liegt an, besser gesagt: IN der Familie. Mein Onkel hat als Feintäschner gearbeitet und bei ihm hat die Mama immer Nachschub bekommen. Andere Familien haben ja Urlaubsfotos mit Sehenswürdigkeiten, Eiffelturm, Markusplatz, solche Sachen. Von der Mama gibts nur Fotos mit: Taschen. Italienische, französische, grüne, gelbe, braune … Taschen. Und ja, das macht was mit einem Kind.

 

Also: die Mama Taschentick, der Papa Schreinermeister, und so bin ich quasi durch Werkstatt und Leder sozialisiert worden. Aus dem geerbten Tick wurde Leidenschaft, ein bisserl Berufung, und auf diesem abstrusen Weg findet man glücklicherweise Gleichgesinnte. Unsere Zunft trifft sich einmal im Monat zum Münchner Lederstammtisch – zum Fachsimpeln, zur Fortbildung, und zum gemeinsamen Lachen – denn „Lederstammtisch“ ist offenbar ein Signalwort für unterhaltsame Missverständnisse. Nein, ich plane aktuell keinen Peitschen-Workshop (obwohl die Nachfrage groß ist).  Mein Hauptaugenmerk liegt eher auf: Gürtel, Schlüsselanhänger, Etuis, und natürlich: Taschen. Denn die Mama braucht Nachschub.